lateinamerika anders Nr. 4 * Dez. 2018

editorial

Dass der Aufstieg der extremen Rechten – „Rechtspopulisten“ wäre für Bolsonaros Truppe zu verharmlosend – im größten Land Latein­amerikas massive Auswirkungen auf das Gefüge des Subkontinents und darüber hinaus haben wird, ist unbestreitbar. Bei der Schwerpunktlegung sind wir um dieses Ereignis nicht herumgekommen.

Da diese Radikalisierungswelle jedenfalls nicht in Lateinamerika ihren Ausgang nahm, geht Laurin Blecha in seinem Überblick mehr der globalen Dimension nach, bevor uns Ursula Prutsch die spezifisch brasilianischen Aspekte näherbringt. Ein bedeutender Pfeiler bei der Wahl Bolsonaros waren zweifellos die Evangelikalen. Dem tragen wir mit einem längeren Interview mit einer Kennerin der Materie Rechnung.

Natürlich stellt sich in Südamerika, das noch vor einem Jahrzehnt angesichts der Dominanz „progressiver“ Regierungen als linker Sonderfall gehandelt wurde, die Frage, was ebendiese Parteien und Regierungen (unfreiwillig) zum abrupten Lagerwechsel der WählerInnen beigetragen haben. Der nötigen Aufgabe linker Binnenkritik nehmen sich Alberto Acosta und Eduardo Gudynas an.

Dass Rassismus und Chauvinismus den Nährboden für rechtsextreme Politik bilden, schildern schließlich Eva Kalny (Guatemala) und Kristofer Lengert (Umgang mit venezolanischen Flüchtlingen).

Die Themen Brasilien und Flüchtlinge begleiten uns auch in den aktuellen Teil. Während Silvia Jura Hoffnung in eine Anti-Bolsonaro-Bewegung setzt, die von Frauen angeführt wird, schildert Jürgen Kreuzroither, wie Peru dabei ist, aus dem Versagen der politischen Klasse  einen konstruktiveren Ausweg zu finden als der große Nachbar Brasilien. Leo Gabriel berichtet zu Mexiko über den großen Exodus der HonduranerInnen sowie den präsidialen Amtsantritt von López Obrador, einer Ausnahme zum Rechtstrend.

In eigener Sache: Unsere neue Homepage ist online (https://lateinamerika-anders.org). Besuchen Sie uns! Hoffentlich gefällt ihnen das elegante wie funktionale Design von Eny Angenvoort. Rückmeldungen und Anregungen willkommen!

Jürgen Kreuzroither, Kristofer Lengert